FEDER UND BLOG

Ich stelle mir gerade die Frage: Wie würde die Krippe aussehen, wenn sie die heutige Zeit abbilden sollte? Nun, ich denke so:

Statt einer winzigen Wiege liegt das gelobte Kind im hellblauen Hochbett von IKEA. Es hat auch kein kratziges Stofftuch um das Popöchen gewickelt, sondern wird durch Pampers Premium sauber gehalten. Gotti, Götti und Grosseltern wechseln sich im 5-Minuten-Takt ab, das gelobte Kind im Arm zu halten. Und die Eltern, sie stehen stolz am Bett und betrachten ihr Wunschkind. Ach ja, mit Eltern sind der geschiedene Vater mit seiner neuen Lebenspartnerin gemeint. Und sie stehen natürlich nicht in der Holzhütte, sondern im grossen Kinderzimmer des modernen Einfamilienhauses. Zwar auch mit Holz und Kochinsel, aber das Holz wird nur noch fürs Cheminée gebraucht und das Essen dampft aus dem Steamer, nicht aus dem Kupferkessel. Wenigstens ist die Beheizung unverändert geblieben: Das Heim wird von der Sonne erwärmt. Dann wären da noch Kaspar, Melchior und Balthasar. Aber da wir seit den Skandalen um Prinz Philipp, Harry oder Fürst Albert wissen, dass gekrönte Häupter alles andere als heilig sind, empfehle ich, sie mit folgenden Heiligen zu ersetzen: Angelina Jolie, Angela Merkel und Helene Fischer. Damit erhöhen wir auch die lang ersehnte Frauenquote an der Macht. Habe ich etwas vergessen? Ach ja, die drei Opfergaben. Mit Weihrauch müssen wir sicher nicht mehr ankommen, dafür mit Ecstasy. Die zweite Gabe ist eine Geige, weil das kluge Kind Klassik spielt. Und zu guter Letzt: das «electronic device»-Paket mit iPad und iPhone. Damit das Kinde so schnell wie möglich schreiben, gamen und whatsapplen lernt – und die Eltern über die GPS-Funktion es überall orten können.

Ob mit 2000 Jahre alter Krippe oder mit der 2.0:
Ich wünsche Ihnen genüssliche Festtage und ein grossartiges neues Jahr.

Bild: © 2016 Modern Nativity.
Die Leute von Modern Nativity haben eine Neuauflage der altbekannten Krippe erstellt. Man kann sie übrigens wirklich kaufen, für 129.99 US-Dollar.